Sonntag, 29. Dezember 2013

Noël, noël - 2000 Jahre immer dieselbe Geschichte, bis...

Noël, noël, eine Neuigkeit, seit über 2000 Jahren immer dieselbe Weihnachtsgeschichte. Aber endlich passiert mal etwas Neues an Weihnachten und zwar in Köln:

Femen-Aktivistin springt bei Weihnachtsgottesdienst nackt auf Altar - SPIEGEL ONLINE

Wer nur in Kategorien von Anstand und Sitte zu denken vermag, dem werden angesichts des Geschehenen auch nur Abscheu und Ablehnung einfallen. Tatsächlich hat Kardinal Meisner den Dom-Altar durch die Aktion als entweiht angesehen und in einer Kurzzeremonie die rechte Ordnung wiederhergestellt. Hokus-Pokus, fort in Lokus.

Die Medien-Hure BILD schlägt sich diesmal auf die Seite derjenigen, die einen Anspruch auf ein ordentliches und gesittetes Weihnachten stellen. Spiegel-Online fragt die Aktivistin im Interview scheinheilig, ob es ihr was ausmache, wenn Kommentatoren ihr Einfallslosigkeit und Nerverei vorwürfen.

In den taz.de-Kommentaren fragt jemand "WWJD", was bedeutet: "What would Jesus do?" und ein anderer antwortet darauf: "Er hätte sein Gewand geteilt, das selbsternannte Lämmchen Gottes verhüllt und sie in die Gemeinschaft aufgenommen. Ihr wäre daraufhin klar geworden, dass das Gute darauf begründet ist, anderen Menschen Gutes zu tun und sie nicht, weder körperlich noch seelisch zu verletzen.“

DIE Antwort hätte ich auch (gern) gegeben. Andere anscheinend auch. Wir wissen: Es gibt etwas außer Empörung: Nicht verdrängen, sondern aufmachen, wo "Unerhörtes" passiert, wo provoziert wird. (Von physischer Gewalt wie bei den Bombenanschlägen heute in Wolgograd einmal abgesehen.) Da könnte, sollte, müsste etwas Neues angefangen werden. Der Stifter des Christentums war schließlich auch Provokateur.

Einige waren schnell genug, ein ziemlich gutes Bild und sogar Videos von der Aktion zu schießen (und zwar nicht zufällig). Aber keiner der Medienberichte, die ich bislang gelesen habe, schildert überhaupt, was in den Sekunden oder Minuten während der Aktion in den Köpfen der Menschen passiert ist. Allenfalls findet man, einige standen unter Schock, andere waren empört oder voll Mitleid, wieder andere fanden's cool, ein paar waren nur noch angenervt. - Gefallen tut mir wohl der Kommentar auf TheEuropean.

Aber Tausende von Gedankenblitzen verhallten ungehört, die vielleicht überlegten, wie kann man den Balken vor dem eigenen Kopf entfernen, wie den Protest in Einklang mit den hochgesteckten Erwartungen an friedliche Weihnachten bringen? Wo waren die kompetenten Streitschlichter und Sorgentelefonberater, über die die Kirchen ebenso verfügen wie über "Dom-Schweizer"??!

Noch ehe man sich besinnt, ist die Situation aber auch schon "geklärt". Das Geschehene wird effektiv verdrängt, die Sicherheit wiederhergestellt, das Schockierende verdrängt, die Entweihung wieder gut gemacht und in der Medien-Öffentlichkeit über "Femen" aufgeklärt. War's das? Ist Weihnachten gerettet? Noël, noël? - Von wegen! Immer nur die alte Leier. Lasst uns bloß in Ruhe!

An X-mas nichts Neues!